Rundgang: Sachsenroß vor dem Welfenschloß

Auf einem Granitsockel vor dem Welfenschloss, dem heutigen Sitz der Universität Hannover, steht das Sachsenroß, eine Bronzefigur von Albert Wolff aus dem Jahr 1876.

Sachsenroß

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Das von Albert Wolff 1866 gefertigte Denkmal sollte ursprünglich seinen Platz zwischen den anderen Figuren auf der Balustrade des neuen Welfenschlosses finden. Allerdings wurde es nicht als Original gearbeitet, sondern Wolff entnahm es der von ihm modellierten Löwenkämpfergruppe vor dem Alten Museum in Berlin. Nur den Reiter auf ihm und den Löwen vor ihm ließ er fort. So lässt sich auch die merkwürdige Haltung des edlen Rosses erklären. Es wird einerseits vom Reiter hochgerissen und andererseits steigt es vor Schmerz, da ihm der Löwe seine Pranke in die Brust haut. Die Haltung ist auch der Beweis dafür, dass es sich bei dem Pferd vor der Universität nicht um das Niedersachsenross handelt, denn das Wappentier ist ja bekanntlich ein „springendes“ und kein „steigendes“ Ross.

Der Ausbruch des Krieges 1866 und das Ende der welfischen Herrschaft ließen weder die Aufstellung auf der Balustrade zu, noch die geplante Verschickung des Denkmals zur Pariser Weltausstellung von 1867. Man befürchtete, der ehemalige König von Hannover König Georg V . könnte anlässlich der öffentlichen Ausstellung Besitzansprüche anmelden. Und so fristete das arme Pferd jahrelang sein Dasein unter den Mitteltüren des Hauptportals. Schließlich wollte man es in eine Nische im Turm verfrachten, was aber nach sorgfältiger Prüfung doch wieder verworfen wurde und das Pferd schließlich, pünktlich zum Einzug der Technischen Universität in das Welfenschloss 1879, auf seinem Granitsockel auf dem Vorplatz landete.

Kaum dort aufgestellt bekam es im Volksmund den Namen Sachenross verpasst und es bildeten sich auch bald, gefördert durch die örtlichen Droschkenführer, gewisse Gerüchte. Das Ross sollte angeblich keine Zunge besitzen. Der Künstler, hieß es, habe eben diese in der ganzen Hektik schlicht vergessen und sich, als er seinen Fehler bemerkte, vor Schmach eine Kugel durch den Kopf gejagt. Doch diese tragischen Vorkommnisse
haben sich nicht ereignet. Das Pferd hat eine Zunge, wie jedes andere seiner Art auch, sie ist lediglich von
unten nicht zu erkennen. Da das Pferd ursprünglich einen Reiter trug, wurde die Zunge von der Trense nach unten gedrückt und ist daher nur zu sehen, wenn sich der Betrachter Aug' in Aug' mit dem Tier befindet.

Quelle: uni-intern oktober 2004