Rundgang: Nordstadt Krankenhaus

Auf einem großen Areal nördlich des neuen St. Nikolai Friedhofs wurde 1892 nach langer Planung und Entwürfen von Paul Rowald mit dem Bau des städtischen Zentralkrankenhauses begonnen. Das Krankenhaus bleibt trotz Schließung der Geburtshilfe und Abgabe der Gynäkologie eine wichtige Institution im Verband der städtischen Kliniken ( krh ).

Nordstadt Krankenhaus

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Mit über hundert Jahren ist das Krankenhaus Nordstadt nicht Hannovers ältestes - wohl aber die älteste städtische Klinik mit einer besonders großen (anfangs vollständigen) Zahl von Fachabteilungen und einer höchst wechselvollen Geschichte.

Das aus einzelnen Rohziegelbauten im Pavillonsystem erbaute Krankenhaus bestand bei seiner Eröffnung 1895 aus Verwaltungsgebäude mit Angestelltenwohnungen und Apotheke, Badehaus, Operationsgebäude, Leichenhaus und verschiedenen Wirtschaftsgebäuden. Die Krankenbetten waren in einem dreigeschossigen Korridorbau, fünf zweigeschossigen Pavillons und fünf eingeschossigen Isolierpavillons untergebracht. 1901 entstanden zwei weitere Pavillons, die Bettenzahl stieg von 290 auf 450, 508 und weiter auf über 600 Betten. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs verfügte das Krankenhaus über eine eigene Stromer-zeugungsanlage, zwei Wohnhäuser für Personal und Schwestern, eine Dampfwäscherei und ein Maschinenhaus mit Desinfektionsanstalt.

Der Ersten Weltkrieg unterbrach Ausbau und Weiterentwicklung. Um in der Nachkriegszeit mit Inflation und Geldentwertung über die Runden zu kommen, schloß das Nordstadtkrankenhaus sogar einzelne Häuser, damit Heizkosten gespart würden. Eine Typhusepidemie im Herbst 1920 stellte das Krankenhaus auf eine seiner schwersten Belastungsproben. Als die Epidemie nach drei Monaten abklang, wurde die unzureichende Bettenzahl nochmals stark erweitert. Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war das Nordstadtkrankenhaus mit 900 Betten das größte Krankenhaus Hannovers.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Krankenhaus durch Fliegerbomben stark beschädigt. Am 5. Januar 1945 kam der Betrieb endgültig zum Erliegen. Über 600 Patienten mußten in Notbetten, Hilfskrankenhäusern, Schulen, Kellern und Baracken gepflegt werden, wurden aber häufig auch nach auswärts - Ahlem, Mecklenheide, Wolfenbüttel und Bad Harzburg - verlegt. Bei Kriegsende waren an der Haltenhoffstraße noch ganze 75 Betten belegbar, die in keinster Weise den rapide steigenden Bettenbedarf decken konnten.

Der Wiederaufbau nach dem Krieg erwies sich schwierig, da die weitläufige Anlage mit ihren großen Bettensäalen und engen Treppenhausfluren in keinster Wiese den gestiegenen Anforderungen entsprach. Anfängliche Überlegungen, das Nordstadtkrankenhaus komplett abzureißen und an geeigneter Stelle neu zu errichten, mußten aus praktischen Gesichtspunkten schnell wieder verworfen werden.

1954 wurde an der Strangriede ein neues Schwesternhaus mit 82 Plätzen errichtet. Das Verwaltungsgebäude, das Infektionshaus und das Kesselgebäude wurden völlig erneuert.

Im März 1978 wurde die erste Computertomographie (ein EMI Kopfscanner) in Betrieb genommen. Wenige Jahre nach der Einführung dieses bahnbrechenden Verfahrens entstand 1981 der Neubau der Neuro­chirur­gischen Klinik, 1992 der Neubau der Medizinischen Klinik, gefolgt vom Neubau des Schwesternhauses, welches den aus den Nachkriegsjahren stammenden Vorgängerbau ersetzt.

Inzwischen wurden mit dem Neubau der Chirugie (Haus A) und dem angeschlossenem Bettenhaus (Haus B) zwei weitere hochmoderne Erweiterungsbauen errichtet. Ein Wasserschaden im fast fertiggestellten Haus B verhinderte Anfang 2014 dessen planmäßige Eröffnung. Obwohl alle fünf Etagen vom Schaden (ein offen gelassener Wasserhahn) betroffen waren, wurden dabei keine medizinischen Geräte beschädigt. Die polizeilichen Ermittlungen verliefen im Sande. Ein Gutachterstreit folgte.

Im Mai 2015 wurde im Zuge der regionalen „Medizinstrategie 2020“ die Geburtshilfe ersatzlos gestrichen. Die Gynäkologie wurde ins umgebaute Klinikum ­Siloah verlegt. Damit gibt es in Hannover kein kommunales Krankenhaus mehr, in dem Frauen entbinden können. Zuletzt zählte man hier jährlich rund 1000 Geburten.

Die Eröffnung des neuen Bettenhauses lässt unterdessen weiter auf sich warten. Bauexperten gehen inzwischen von einem Totalschaden aus.

Weitere Infos siehe: Krankenhausgeschichte